Dem Taschenrechner sei Dank

Der moderne Alltag hält viele Rechenaufgaben bereit und viele davon lassen sich auch ohne Taschenrechner lösen. Oftmals sind es einfache Rechnungen die aus simpler Addition oder Multiplikation bestehen. Einfache Dinge wie etwa der Preisvergleich zweier Produkte und die Berechnung der daraus resultierenden Ersparnisse. Oder die Berechnung der Benzinpreise und das Aufaddieren auf x Liter. Alles Rechenaufgaben die man ohne Taschenrechner berechnen kann. Naja, zumindest ohne einen elektronischen Taschenrechner, der Kopfeigene wird immer benötigt. Geht es nun aber um Division oder Subtraktion, sieht die Sache schon anders aus. Auch hier wird nicht immer ein Taschenrechner benötigt. Es wird aber wesentlich mehr Zeit und Konzentration benötigt. Zeit und Konzentration ist jedoch genau das was einer immer schneller und hecktischer werdenden Gesellschaft fehlt. Zeit ist knapp und am Ende des Tages will man schließlich mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens haben. Dinge ausrechnen gehört bei vielen Menschen nicht dazu.

Die Idee der Taschenrechner reicht weit zurück. Nicht nur im heutigen modernen Alltag, sondern schon zur Zeit der Industrialisierung wurden immer schnellere Rechner benötigt. Und das nicht nur von tüchtigen Geschäftsleuten, Firmenbossen und Wissenschaftlern, sondern auch von normalen Bürgern der Mittelschicht. Die Schnelligkeit der Rechner war nur ein Kriterium. Hinzu kam, dass die Taschenrechner, wie der Name schon vermuten lässt, auch tragbar sein sollten. Jeder sollte an jedem beliebigen Ort das ausrechnen können, was immer er wollte. Eine gute Abhilfe schaffte man sich zur damaligen Zeit noch mit sogenannten mechanischen Rechenhilfen. Die bekanntesten Rechenhilfen der damaligen Zeit waren die sogenannten Rechenschieber. Der erste richtige mechanische Taschenrechner war damals unter dem Namen Curta bekannt. Curta konnte Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren. Erweiterte mathematische Operationen wie Quadrieren, Kubieren und Wurzel ziehen waren ebenfalls möglich. Zu ihrer Zeit war die Curta konkurrenzlos.


Der erste mechanische Taschenrechner auf einem weissen Hintergrund. Artikel über die Curta lesen ...


Der erste Taschenrechner

Der Wunsch nach einem tragbaren und voll elektronischen Taschenrechner musste lange Zeit unbefriedigt bleiben. 1967 wurde dann endlich der erste Prototyp von einem Ingenieur namens Jack Kilby im Labor des Unternehmens Texas Instruments in Dallas entwickelt. Es war der erste wirklich handgroße und elektronische Taschenrechner. Das Gerät wog nur 1.5 kg, und war ein Leichtgewicht im Vergleich zu den 25 kg schweren Geräten die stationär benutzt wurden und einen eigenen Stromanschluss benötigten. Der neue Taschenrechner konnte sechsstellige Zahlen in den Grundrechenarten berechnen und druckte die zwölfstelligen Ergebnisse auf einen Streifen Thermopapier. Als Energiequelle wurden Batterien benutzt und reichten für eine Betriebszeit von vier Stunden.

Der erste elektronische Taschenrechner basierte auf der Technologie der integrierten Schaltkreise. Heute als Microchip bekannt und Grundlage der Informationstechnologie. Diese Technologie hatte der Ingenieur Jack Kilby einige Jahre zuvor im selben Labor erfunden und später in den ersten elektronischen Taschenrechner verbaut. Im Grunde lies Texas Instruments das Gerät entwickeln um das Potenzial der integrierten Schaltkreise zu demonstrieren. Nur mit Hilfe der integrierten Schaltkreise war es möglich, einen Taschenrechner auf diese kompakte Größe zu bringen. Mit dem späteren Erfolg und der gleichzeitigen Revolution der Informationstechnologie hatte zunächst niemand gerechnet.


Ein Taschenrechner von innen mit einem elektronischen Microchip.


Wie der Taschenrechner die Welt eroberte

Die Markteinführung der Taschenrechner verlief mühsam. So hatte Texas Instruments einen voll funktionsfähigen Prototyp vorliegen, konnte aber lange Zeit keinen Geschäftspartner für die Vermarktung finden. 1970 entstand eine Kooperation mit dem japanischen Industriegigant Canon. Texas Instruments glaubte zunächst nicht an das Marktpotential der Taschenrechner und lieferte Canon lediglich die Bauteile. Die Japaner brachten den ersten in Massen produzierten Taschenrechner mit dem Produktnamen Pocketronic erst in Japan auf den Markt und dann in den USA. So mühsam die Einführung auch war, so groß war der Erfolg. Es folgten vergleichbare Produkte der Konzerne Sharp, Sanyo und Compucorp die ebenfalls von Texas Instruments mit Bauteilen beliefert wurden. 1971 wurde der Technologiekonzern Intel ebenfalls aktiv und brachte den Microchip Intel 4004 auf den Markt und belieferte die japanische Firma Busicom.

Die elektronischen Taschenrechner wurden immer weiter entwickelt. So kamen 1972 die ersten Geräte auf den Markt, die auch exponentielle, trigonometrische und logarithmische Funktionen berechnen konnten. Der erste wissenschaftliche Taschenrechner kam damals vom Konzern Hewlett-Packard mit dem Produktnamen HP-35 und wurde eine halbe Million mal in den USA verkauft. An der Entwicklung vom HP-35 war unter anderem auch Steve Wozniak beteiligt, der einige Jahre später das Unternehmen Apple mit gründete.

Die Beliebtheit der elektronischen Taschenrechner stieg an. 1972 brachte Texas Instruments endlich das erste eigene Modell mit dem Produktnamen TI 2500 Datamath auf den Markt. Schnell wurde der Konzern zum führenden Unternehmen für Taschenrechner. Ab 1974 kamen die ersten programmierbaren Taschenrechner auf den Markt, die hauptsächlich von Hewlett-Packard und Texas Instruments entwickelt wurden. Das Erfolgreichste Modell war der TI 30 und wurde zwischen 1976 und 1983 etwa 15 Millionen man verkauft.


Ein alter Taschenrechner liegt auf einem antiken Tisch.


Jack Kilby - Vater des Taschenrechner

1958 begann Jack Kilby seine Arbeit bei Texas Instruments. Er beschäftigte sich mit dem Problem des Computerdesigns das den Namen Tyranny of Numbers hatte. Das Problem war, dass je mehr Komponenten bei einem Computerdesign verwendet wurden, desto komplexer wurde die Verdrahtung der Bauteile. Seine Lösung des Problems war, die Verwendung der sogenannten Halbleiter. Also das Zusammenfügen von Widerständen, Transistoren und Kondensatoren zu einem Bauteil. Noch im selben Jahr präsentierte er den ersten Prototyp einer funktionierenden Halbleiter Schaltung.

1959 wurde das Patent für die integrierten Schaltkreise eingereicht. Ein kommerzieller Erfolg der neu patentierten Erfindung blieb zunächst aus. Erst als es um die elektronischen Taschenrechner ging, fand die Erfindung von Jack Kilby erstmals einen sinnvollen Nutzen. Der erste elektronische Taschenrechner machte sich 1967 das Potenzial der Halbleiter zu nutzen und war ein voller Erfolg. Seitdem besteht das Innere aller Taschenrechner aus Halbleitern. Diese Erfindung erweckte nicht nur den Taschenrechner zum Leben sonder ist im heutigen Hardwaredesign nicht mehr wegzudenken. Für seine revolutionäre Entwicklung wurde der Ingenieur Jack Kilby im Jahr 2000 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. 2005 starb Jack Kilby an einem Krebsleiden. Seine bedeutende Hinterlassenschaft hat die Welt geprägt und bildet heute immer noch die Basis der Informationstechnologie. Programmierbare Taschenrechner von Texas Instruments werden auch heute noch bevorzugt gekauft.